Rheinhessen-Karl GbR und Rheinhessen-Bräu

Spätestens 1820: Betriebsaufnahme in Ebersheim (heute Mainz-Ebersheim)

Edmund Karl 1940 mit Ochsenschälpflug[Bild: Rheinhessen-Karl GbR]

Seit etwa 1820 betreibt die Familie Karl in Mainz-Ebersheim Landwirtschaft. Der heutige Betrieb kann 9 ha Weinbau- und 35 ha Ackerbaufläche und eine Hausbrauerei aufweisen. Angebaut werden Zuckerrüben und Sommerbraugerste.

Nachdem der Großvater Edmund Karl 1945 aus alliierter Gefangenschaft des Zweiten Weltkrieges seine Heimat und die geliebten Weinberge wieder sehen durfte, wurde das Einkommen der Familie Karl in der Gründerzeit bis nach dem Zweiten Weltkrieg von ihren Ochsen gesichert. Pferde wurden in den Militärdienst eingezogen und mit Hilfe der fleißigen Ochsen konnten die landwirtschaftlichen Arbeiten gemeistert werden. Nach der Heirat von Katharina erkannte Edmund Karl das große Potential der Motorisierung und Mechanisierung in der Landwirtschaft und erwarb den ersten fabrikneuen Schlepper in Ebersheim. Reine Zugtierhaltung gehörte somit der Vergangenheit an und ließ eine jahrtausendalte Kulturgeschichte zu Ende gehen.

Nach und nach gelang es Edmund und Katharina Karl, den Betrieb, der aus erbtechnischen Gründen und den Verlusten des Börsencrashs von 1929 sehr kleinbäuerlich geraten war, entscheidend voran zu bringen. In den sechziger Jahren war man einer der ersten Aussiedler aus der bäuerlichen Dorfstruktur.
1949 kam Sohn Robert, 1950 Sohn Peter auf die Welt. Beide packten schon früh in der Landwirtschaft mit an. Während Robert ein Ingenieursstudium aufnahm, blieb Peter dem Betrieb treu. Den Gedanken der Motorisierung griff er wieder auf, indem er die Weinlese mit der Einführung des ersten Trauben-Vollernters – für den Betrieb als auch in Lohnarbeit – in Ebersheim 1986 deutlich rationalisierte.
Ähnlich wie 1964 der Betrieb im Ort zu klein wurde, war der Betrieb außerhalb nun für die Betriebsentwicklung hinsichtlich der Unterstellmöglichkeiten von Geräten, als auch der Umsetzung neuer Ideen zu hinderlich geworden, so dass Peter Karl 1998 erneut aussiedelte.
Dessen Sohn Christian Karl, der es als diplomierter Betriebswirt versteht, dem Betrieb auch heute noch komplett neue Impulse zu setzen, erbaute 2004 mit seinem Vater Peter eine Photovoltaik-Anlage mit insgesamt 65 kWp auf dem Hallendach. Auch diese Anlage war eine der ersten vor dem Solarboom.

Das neue Sudhaus von Rheinhessenbräu, 2009[Bild: Rheinhessen-Bräu]

2007 war es dann soweit und das Rheinhessen-Bräu wurde zur Braugerstenveredelung  von Christian und Peter Karl gegründet. Aus einem anfangs „sehr teurem Hobby“ wurde ein tragender Geschäftsbereich des Karl Unternehmens.

Die Aufgaben des 2010 eingestellten Brauers sind es, ganzjährig aus der eigens angebauten Braugerste ein helles und dunkles Frischbier sowie Weizen zu brauen. Saisonal bietet das Rheinhessen-Bräu verschiedene Sorten wie u.a. Pils, Maibock, Winterbock und spezielle Festbiere an. Das Brauergebnis sind unfiltrierte Biere, die statt Konservierungsstoffen seine wertvollen Hefen als auch alle Eiweiße und Mineralstoffe enthalten. Der Vertrieb erfolgt neben dem Ab-Hof-Verkauf derzeit über Lebensmittelmärkte, Getränke-Fachhändlern und Gaststätten. Aber auch Feste werden inklusive Ausschankwagen und alles, was dazu gehört, beliefert.
Heute betreibt die Familie Karl die Landwirtschaft, den Weinbau sowie die Brauerei gemeinsam und mit allen Kräften. Selbst der Großvater Edmund Karl geht nach wie vor mit seinen 86 Jahren in die Weinberge. Hut ab!

Edmund Karl und Steffen Karl, Juni 2013