Baedeker-Verlag

Verfasser: Christian Engeroff

Erstellt am: 01.03.2014

1827: Gründung in Koblenz

1872/73: Verlegung des Unternehmens nach Leipzig

Firmengründer Karl Baedeker[Bild: gemeinfrei]

Der Baedeker-Verlag hatte seinen Sitz von 1827-1872/73 in Koblenz und war bereits damals bekannt für seine Reiseführer.

Der Gründer Karl Bädeker wurde 1801 als ältester Sohn des Essener Buchdruckers und Verlegers Gottschalk Diederich Bädeker in Essen geboren. Nach dem Besuch der Gymnasien in Essen und Hagen begann er 1817 eine Buchhändlerausbildung bei J.C.B. Mohr in Heidelberg. Im Anschluss an ein Studium in Heidelberg absolvierte er 1824/25 ein sogenanntes Freiwilliges Dienstjahr beim Militär in Wetzlar.

Statt in den elterlichen Verlag einzutreten, ließ sich Karl Bädeker 1827 in Koblenz nieder. Am 1. Juli des gleichen Jahres eröffnete er im Haus an der Ecke Rheinstraße 18 und Paradeplatz, heute Görresplatz, seine eigene Sortiments- und Verlagsbuchhandlung. Zunächst war es nur gemietet, ging aber 1834 in den Besitz Karl Bädekers über. Das Gebäude sollte 1944 infolge des Bombenkrieges zerstört und beim Wiederaufbau durch ein modernes Geschäftsgebäude ersetzt werden. Da der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zwei Jahre zuvor gegründet worden war, bestand über diese Organisation die Möglichkeit, weiteren Einfluss geltend zu machen, um überregional ins Geschäft zu kommen.

Zur Geschäftseröffnung verfasste sein Vater Gottschalk Diederich Bädeker, der ebenfalls Verleger war, ein Rundschreiben an die Buchhändler der Stadt, mit der Bitte, Karl zu unterstützen. Doch auch ohne diese Unterstützung florierte das neue Geschäft. Kommissionär der Verlagsbuchhandlung Baedeker war die Firma Engelmann, die bereits 1811 gegründet worden war. Die – ursprünglich am lokalen Bedarf orientierte – Angebotspalette der Verlagsbuchhandlung umfasste zunächst unter anderem Rheinansichten, Panoramen, Stadtbeschreibungen sowie Werke von Goethe und Schiller. Als der Verlag F. Röhling 1832 Konkurs anmelden musste, erwarb Karl Bädeker verschiedene belletristische Werke, Gesetz- und Verordnungsblätter, Schulbücher und religiöse Schriften. Besonders hervorzuheben ist dabei das von J.A. Klein verfasste Werk „Rheinreise“, das von Bädeker mehrfach überarbeitet wurde und schließlich zu seinem meist verkauften Buch avancierte. Die zweite Auflage stellt hierbei aus heutiger Sicht den ersten Baedeker Reiseführer dar.

Rheinlauf von Mainz bis Cöln, Coblenz bei Baedeker, Lithographie der Druckerei Gebr. Becker um 1830

Mit der Neubearbeitung der „Rheinreise“ begann auch die verstärkte Beschäftigung Bädekers mit der Reiseliteratur. Dabei sah sich Karl Bädeker allerdings mit der Zeit zunehmender Konkurrenz ausgesetzt, allen voran durch den Verleger John Murray. Hierauf reagierte Bädeker, indem er über die Buchhandlung seines Bruders Adolph in Rotterdam Produkte nach Holland und England vertrieb und gleichzeitig englische Produkte für Deutschland bezog. Aus Rücksicht auf den englischen Markt änderte er um 1850 die Schreibweise seines Namens von Bädeker zu Baedeker. Generell versendete er Bücher nur an Buchhandlungen, von denen er sich gute Verkaufsmöglichkeiten versprach. Alle anderen forderte er in einer Börsenblattanzeige auf, bei ihm zu bestellen. Um die Informationen für seine Reiseführer zusammenzutragen, begab sich Karl Baedeker selbst auf Reisen, von denen er umfangreiche Notizen mitbrachte, oder er bediente sich verschiedener selbstständiger Mitarbeiter und Helfer, von denen er verlässliche Informationen erbat, um diese dann anschließend in seine Reiseführer einarbeiten zu können. Dabei hatte er häufig größere Pläne, als er verwirklichen konnte. Trotzdem beschäftigte er weiterhin keine festangestellten Mitarbeiter.

Neu an seinen Reiseführern waren unter anderem die Straffung der Texte, eine systematische Gliederung des Inhalts sowie praktische Hinweise für Reisende. Auch die Änderung des Einbandes seiner Reiseführer trug zum Erfolg bei. Reiseführer mit rotem Einband und Goldprägung wurden als „Rote Baedeker“ bekannt, obwohl dieses Layout bereits zuvor von John Murray verwendet worden war.

Mit zunehmendem Erfolg arbeitete Karl Baedeker verstärkt mit anderen Verlagen zusammen. So einigte er sich ab 1855 mit seinem größten Konkurrenten John Murray über den gegenseitigen Vertrieb ihrer Verlagsprodukte. Karl Baedeker führte den Verlag als Ein-Mann-Betrieb. Im Jahr 1859 nahm er seinen ältesten Sohn Ernst als Teilhaber in die Firma auf. Ernst übernahm die Leitung des Buchhandels, während Karl weiter das Verlagsgeschäft betreute. Nach dem Tod seines Vaters am 4. Oktober 1859 führte Ernst Baedeker das Verlags- und Buchgeschäft selbstständig weiter. Unter ihm erschienen erste Werke in englischer Sprache. Als Ernst jedoch bereits zwei Jahre später starb, übernahm sein Bruder, Karl Baedeker II., den Verlag und machte den dritten der drei Brüder – Fritz – zu seinem Teilhaber. Unter der Leitung von Fritz und Karl Baedeker II. zerbrachen die von ihrem Vater aufgebauten Geschäftsbeziehungen zu John Murray. Grund hierfür war die Herausgabe eines englischsprachigen Reiseführers für die Schweiz im Jahre 1862. Zudem verkaufte Baedeker im Jahre 1870 die Sortimentsbuchhandlung an Friedrich Denkert und Wilhelm Gross, um sich vollständig der Veröffentlichung von Reiseführern zu widmen. 1872/73 verlegten die beiden Brüder schließlich den Verlag von Koblenz in die Buchhandelsmetropole Leipzig.