Buchdruckerei Krabben

Verfasserin: Meike Ariane Starke

Erstellt am: 30.03.2020

Beginn 18. Jahrhundert: Gründung der Buchdruckerei in Koblenz

1940er Jahre: Auflösung des Unternehmens

Die Anfänge im 17. und 18. Jahrhundert

[Bild: Erneuert- und Vermehrtes Land-Recht Des Ertz-Stifts Trier, Koblenz 1713, Dilibri 2012, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0128-1-30605]

Die Buchdruckerei der Familie Krabben gilt als eine der traditionsreichsten Buchdruckereien in Koblenz und prägte die Presselandschaft der Stadt über 100 Jahre lang. Aus religiösen Gründen aus ihrer Heimat Schweden vertrieben, siedelte die Familie Krabben im 17. Jahrhundert nach Deutschland über und ließ sich zunächst nahe Köln nieder. [Anm. 1] Dort gründete sie mit den Mitteln aus dem Verkauf von Erbstücken ihre erste Buchdruckerei. [Anm. 2]

Einer der Söhne brachte den Namen Krabben in den Raum Koblenz: Franziskus Krabben zog nach Ehrenbreitstein und heiratete dort Maria Catharina, die Tochter des Druckereibesitzers Theodor Burggraff. [Anm. 3] Erste Druckerzeugnisse der Buchdruckerei Krabben finden sich seit Beginn des 18. Jahrhunderts, zum Beispiel eine Kannenbäckerzunftordnung von 1706. [Anm. 4] Mit der Erlaubnis von Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, ein Nachrichtenblatt zu drucken, beginnt die Buchdruckerei Krabben, nun von Joannes (sic!) Franciscus Krabben geführt, ab 1721. Dieses Intelligenzblatt sollte später die „Extraordinaire Sambstägige Relation“ [Anm. 5] mit politischen Nachrichten aus der ganzen Welt drucken. [Anm. 6] Dieses Intelligenzblatt sollte später die „Coblenzer Zeitung“ werden. [Anm. 7]

Coblenzer Anzeiger von 1827[Bild: Stadtarchiv Koblenz, Foto: Meike Ariane Starke]

Peter Krabben, dem seit 1733 die Druckerei unterstanden hatte [Anm. 8], verstarb 1754, sodass seine Witwe die Druckerei übernahm. [Anm. 9] Insgesamt arbeiteten im Jahr 1757 zwischen 20 und 30 Personen für sie. [Anm. 10] Dies geht aus der Urkunde hervor, die Christine Krabben [Anm. 11] das Druckmonopol für den Großraum Koblenz zuspricht – unterzeichnet vom Kurfürsten und Erzbischof von Trier, Johann Phillip von Walderdorf. [Anm. 12] Unter der Führung Christine Krabbens war die Druckerei erfolgreich. Neben Zeitungen wurden Schul- und Andachtsbücher von Koblenzer Jesuiten und Hofkalender mit Namen und Funktionen aller Verwaltungsspitzen und untergebenen Mitarbeiter gedruckt. [Anm. 13] In der Offizin setzen damals die Gesellen die Lettern unter der Aufsicht eines Faktors per Hand in die Schriftkästen. [Anm. 14] Ab 1758 erschien die „Ordinarie Coblentzer Relation“, wie die „Wöchentlichen Relationen“ jetzt hießen, in einem größeren Quartformat mit zweispaltiger Druckfläche montags und freitags. [Anm. 15] Außerdem ließ Christine Krabben ab 1760 [Anm. 16] jeden Samstag die „Coblentzer Frag- und Anzeigungsnachrichten“ mit dem Untertitel: „Mit seiner kurfürstlichen Gnaden zu Trier unseres Gnädigsten Herren, höchster Erlaubnis und Genehmhaltung“ drucken. [Anm. 17]

Nach der Ablösung des vormaligen Kurfürsten durch Clemens Wenzeslaus im Jahre 1768 unterlag die Druckerei einer erheblichen Zensur. [Anm. 18] Die Gewinne aus dem Verkauf des Anzeigenblattes mussten auf dessen Verfügung hin in den Betrieb des Koblenzer Armenhauses fließen. [Anm. 19] Als Balthasar und Katharina Theresia Comino Krabben 1771 die Druckerei von ihrer Mutter übernahmen, machte der Kurfürst diese zu seiner Hofbuchdruckerei. Fünf Jahre später wurden die Frag- und Anzeigungsnachrichten eingestellt, die zuletzt unter dem Titel „Koblenzer Intelligensblatt“ herausgegeben worden waren. [Anm. 20] Ein Jahr zuvor war auch die letzte Ausgabe der Relationen erschienen. [Anm. 21]

Unter französischer Herrschaft

Coblenzer Zeitung von 1830[Bild: Stadtarchiv Koblenz, Foto: Meike Ariane Starke]

Als Koblenz und das Rheinland an Frankreich fielen, wurde Krabben 1797 die offizielle Druckerei der neuen französischen Machthaber. [Anm. 22] Sie war nun verpflichtet, amtliche Verordnungen kostenlos zu drucken. Für den obersten Repräsentanten Frankreichs im Rheinland verlegte die Buchdruckerei Krabben ab 1806 den Rhein- und Moselboten. Zwei Zwölftel des Ertrages gingen an den Präfekten, was die Druckerei nah an den Ruin brachte. [Anm. 23] Denn der Rhein- und Moselbote verlor schnell an Abonnenten. Während die Auflage 1807 noch 700 betrug, lag sie 1808 bei 200 Stück. [Anm. 24] Die Druckerei trat mit der Bitte an den Präfekten heran, sie nicht ihrer einzigen Einnahmequelle zu berauben. [Anm. 25] Denn das Druckprivileg des Kurfürsten war mit dem Machtwechsel ebenfalls hinfällig geworden. [Anm. 26]

Bis 1772 war die Buchdruckerei Krabben konkurrenzlos die einzige Druckerei in Koblenz gewesen. [Anm. 27] Die nächste hatte sich erst in Trier befunden. [Anm. 28] Doch 1804 waren bereits 4 Druckereien in Koblenz ansässig. [Anm. 29] Politische Zeitungen, die nicht aus der Feder der Franzosen stammten, durften nicht gedruckt werden. Der Rhein- und Moselbote wurde ab 1810 nicht mehr gedruckt. [Anm. 30] Im Jahre 1813 erhielt die Buchdruckerei die Erlaubnis, ein unpolitisches Nachrichten- und Anzeigenblatt zu veröffentlichen. [Anm. 31] Davon wurden zwei Exemplare verkauft. [Anm. 32] Ab 1820 erschien jeden Freitag der „Koblenzer Anzeiger“ bei der Druckerei Krabben. [Anm. 33]

Der Verlag im 20. Jahrhundert

Koblenzer General-Anzeiger von 1937[Bild: Stadtarchiv Koblenz, Foto: Meike Ariane Starke]

Die weitere Geschichte der Druckerei ist weitgehend unbekannt, der regionale Schwerpunkt blieb aber bestehen. Gesichert ist, dass sie während des Ruhrkampfes 1923 von Besatzungstruppen beschlagnahmt wurde. [Anm. 34] Bis in den Zweiten Weltkrieg hinein bestand sie fort und wurde zuletzt von der Familie Doetsch [Anm. 35] in der Rheinstraße 17 [Anm. 36] geführt, ehe sie  aufgrund massiver Kriegszerstörungen den Betrieb einstellte. [Anm. 37] Zu den bekannten Druckerzeugnissen des Verlages in der späteren Zeit zählten der Coblenzer General-Anzeiger [Anm. 38] und die „nationalliberale, politisch profilierte“ [Anm. 39] Coblenzer Zeitung, die Ende des 19. Jahrhunderts herausgegeben und 1923 durch die französische Besatzungsmacht verboten wurde. [Anm. 40]

Quellen und Literatur:

  • Becker, Wilhelm Josef: Überblick über die Geschichte der älteren Coblenzer Druckereien, Verlage, Buchhandlungen, der gesamten Presse und des literarischen Lebens (seit 1700), in: Zeitschrift für Heimatkunde des Regierungsbezirkes Coblenz und der angrenzenden Gebiete von Hessen-Nassau 1 (1), 1920a, S. 7–11.
  • Ders.: Überblick über die Geschichte der älteren Coblenzer Druckereien, Verlage, Buchhandlungen, der gesamten Presse und des literarischen Lebens (seit 1700), in: Zeitschrift für Heimatkunde des Regierungsbezirkes Coblenz und der angrenzenden Gebiete von Hessen-Nassau 1 (1), 1920b, S. 25–27.
  • Ders.: Überblick über die Geschichte der älteren Coblenzer Druckereien, Verlage, Buchhandlungen, der gesamten Presse und des literarischen Lebens (seit 1700), in: Zeitschrift für Heimatkunde des Regierungsbezirkes Coblenzund der angrenzenden Gebiete von Hessen-Nassau 1 (3), 1920c, S. 40f.
  • Bellinghausen, Hans: In Koblenz zu Beginn der preußischen Herrschaft, in: Coblenzer Heimatblatt 7, 1930.
  • Einwohnerbuch Koblenz und Umgebung. Koblenz 1929, S. 62.
  • Kampmann, Helmut: Frauen in Koblenz machten Geschichte. Bonn 1999, S. 79.
  • Krabben, Christina, in: Rheinland-Pfälzische Bibliographie, www.rppd-rlp.de/pk05948, Abruf 04.08.2014.
  • Zimmermann, Karl: Kundenwerbung in Coblenz in alter Zeit bis 1815, in: Coblenzer Heimatblatt 2, 1925a.
  • Ders.: Johann Caspar Huber. Der erste churfürstliche Trierisch privilegierte Buchhändler, in: Coblenzer Heimatblatt 2, 1925b.

Anmerkungen:

  1. Vgl. Helmut Kampmann, Frauen in Koblenz machten Geschichte. Bonn 1999, S. 79.  Zurück
  2. Vgl. Kampmann 1999, S. 79.  Zurück
  3. Vgl. ebd.  Zurück
  4. Vgl. Wilhelm Josef Becker, Überblick über die Geschichte der älteren Coblenzer Druckereien, Verlage, Buchhandlungen, der gesamten Presse und des literarischen Lebens (seit 1700), in: Zeitschrift für Heimatkunde des Regierungsbezirkes Coblenz und der angrenzenden Gebiete von Hessen-Nassau 1 (1), 1920a, S. 7–11.  Zurück
  5. Vgl. ebd., S. 7.  Zurück
  6. Vgl. Kampmann 1999, S. 79.  Zurück
  7. Vgl. Wilhelm Josef Becker, Überblick über die Geschichte der älteren Coblenzer Druckereien, Verlage, Buchhandlungen, der gesamten Presse und des literarischen Lebens (seit 1700), in: Zeitschrift für Heimatkunde des Regierungsbezirkes Coblenz und der angrenzenden Gebiete von Hessen-Nassau 1 (1), 1920b, S. 25–27.  Zurück
  8. Vgl. Becker 1920a, S. 8.  Zurück
  9. Vgl. Kampmann 1999, S. 77.  Zurück
  10. Vgl. ebd., S. 79.  Zurück
  11. Krabben, Christina, in: Rheinland-Pfälzische Bibliographie, http://www.rppd-rlp.de/pk05948, 4.8.2014, Abruf 16.03.2020.  Zurück
  12. Kampmann 1999, S. 77.  Zurück
  13. Vgl. ebd., S. 79.  Zurück
  14. Vgl. Becker 1920a, S. 7.  Zurück
  15. Vgl. Becker 1920b, S. 26.  Zurück
  16. Vgl. ebd.  Zurück
  17. Vgl. Kampmann 1999, S. 77.  Zurück
  18. Vgl. ebd., 80.  Zurück
  19. Vgl. ebd.  Zurück
  20. Vgl. Wilhelm Josef Becker, Überblick über die Geschichte der älteren Coblenzer Druckereien, Verlage, Buchhandlungen, der gesamten Presse und des literarischen Lebens (seit 1700), in: Zeitschrift für Heimatkunde des Regierungsbezirkes Coblenz und der angrenzenden Gebiete von Hessen-Nassau 1 (3), 1920c, S. 40f.  Zurück
  21. Vgl. Karl Zimmermann, Kundenwerbung in Coblenz in alter Zeit bis 1815, in: Coblenzer Heimatblatt 2, 1925a.  Zurück
  22. Vgl. Becker 1920a, S. 8.  Zurück
  23. Vgl. ebd.  Zurück
  24. Vgl. Zimmermann 1925a.  Zurück
  25. Vgl. Becker 1920a, S. 8.  Zurück
  26. Vgl. ebd.  Zurück
  27. Vgl. Karl Zimmermann, Johann Caspar Huber. Der erste churfürstlicheTrierische privilegierte Buchhändler, in: Coblenzer Heimatblatt 2, 1925b.  Zurück
  28. Vgl. ebd.  Zurück
  29. Vgl. ebd.  Zurück
  30. Vgl. Zimmermann 1925a.  Zurück
  31. Vgl. ebd.  Zurück
  32. Vgl. ebd.  Zurück
  33. Vgl. Hans Bellinghausen, In Koblenz zu Beginn der preußischen Herrschaft, in: Coblenzer Heimatblatt 7, 1930.  Zurück
  34. Vgl. Montanusverlag (Hg.): Adreßbuch der Stadt Coblenz und Umgebung, Koblenz 1923, Dilibri 2008, https://www.dilibri.de/urn/urn:nbn:de:0128-1-3529.  Zurück
  35. Vgl. Becker 1920a, S. 9.  Zurück
  36. Vgl. Einwohnerbuch Koblenz und Umgebung. Koblenz 1929, S. 62.  Zurück
  37. Vgl. Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Der 11. Oktober 1924. Aus dem Alltag des Koblenzer Generalanzeigers, https://www.landeshauptarchiv.de/service/landesgeschichte-im-archiv/blick-in-die-geschichte/archiv-nach-jahrgang/11101924, 3.4.2019, Abruf 25.02.2020.  Zurück
  38. Vgl. ebd. Zurück
  39. Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Coblenzer Zeitung, https://www.landeshauptarchiv.de/service/landesgeschichte-im-archiv/blick-in-die-geschichte/lexikon/coblenzerzeitung, 3.4.2019, Abruf 25.02.2020.  Zurück
  40. Vgl. ebd.  Zurück