Kripper Ringofenziegelei

1898: Errichtung der Ringofenziegelei in Kripp

1959: Schließung der Ziegelei in Kripp; stattdessen Betonproduktion

seit 2017: Teil von Dyckerhoff Beton Rheinland-Pfalz

Die Kripper Ringofenziegelei
Kontor der Ringofenziegelei und Zieglerhaus (rechts).[Bild: Repro: Sig. Weis/Funk (http://www.geschichte-kripp.de/2.html)]

Noch heute erinnert die Ringofenstraße im Remagener Stadtteil Kripp an ein historisches Betriebsgelände, das der Ortsbevölkerung über eineinhalb Jahrhunderte zu Lohn und Brot verhalf. Schon um 1800 stellten mehrere Kleinziegeleien hier erste Mauerziegel her. Die alte Kripper Ziegeltradition geht auf die reichen Lehmvorkommen vor Ort zurück. Dieser preiswerte Grundstoff war besonders für die Bauindustrie von großer Bedeutung. Aufgrund ihrer Festigkeit und Wetterbeständigkeit eigneten sich Lehmziegel ideal zur Errichtung von Gebäuden. Und so florierte die Kripper Ziegelfabrikation: Um 1860 waren in den fünf örtlichen Ziegeleien 46 Tagelöhner beschäftigt – fast die Hälfte aller Kripper Haushaltungsvorstände. [Anm. 1]

Von der Handwerkskunst zur industriellen Ziegelherstellung

Die Herstellung von Ziegeln war zunächst harte Handarbeit. Doch 1898 errichtete der Kripper Architekt Moritz Wilhelm Plücker zusammen mit dem Bauunternehmer und Miteigentümer Ferdinand Robbert eine Ringofenziegelei. Die „moderne“ dampfbetriebene Ziegelherstellung ermöglichte eine industrielle Produktion und ersetzte damit das ehemals bedeutende Kripper Handwerk. Die neue Anlage bestand aus dem Ringofen, einem Kesselhaus mit Dampfmaschine, einer Produktionshalle und einigen Trockenschuppen, in denen die Rohziegel vor dem Brennvorgang trockneten. Den Transport der Ziegel übernahmen in Kripp ansässige Fuhrleute, sog. Hauderer, mit ihren Pferdefuhrwerken. Am Kripper Rheinufer war ein eigener Steiger vorhanden, an dem die Lastkähne für den Weitertransport bis nach Köln beladen werden konnten. [Anm. 2]

Bereits wenige Jahre nach Beginn der industriellen Ziegelproduktion in Kripp setzte ihr Niedergang ein: Seit 1905 war in Preußen die Verwendung des Schwemmsteins als Baumaterial zugelassen. Im Laufe der nächsten Jahre entwickelte sich dieses Bims-Kalk-Gemisch zur kostengünstigeren Alternative, die einfacher zu verarbeiten war und über eine bessere Wärmedämmung verfügte. Diese Neuerung ließ die Ziegelproduktion immer weniger attraktiv erscheinen. Die Übernahme mehrerer Großaufträge (z.B. für den Bau der katholischen Pfarrkirche, eines Wasserturms sowie einer Lederfabrik) bewahrte das Werk zunächst vor einem wirtschaftlichen Einbruch und dessen sozialen Folgen für die Arbeitnehmer. Der Erste Weltkrieg dürfte die Lage jedoch verschärft haben. Ein Feuer, ausgelöst durch einen Blitzschlag, beschädigte am 18. Juli 1918 das Maschinengebäude stark. Der damalige Besitzer Ferdinand Wegener musste den vorübergehenden Stillstand der Produktion verkünden. [Anm. 3]

Die Kripper Ziegelei im Jahr 1926
Das Hochwasser flutete 1926 auch das Gelände der Ziegelei. [Bild: http://www.geschichte-kripp.de/2.html]

Im Jahr 1928 übernahm das Unternehmen Faßbender die Kripper Ringofenziegelei. Neben der Produktion von Hohlblocksteinen (System Avanzini) wurden in Kripp von nun an auch Klinker gefertigt. Diese Ziegel dienten der Verblendung von Fassaden und mussten daher hohen ästhetischen Ansprüchen genügen. Das schlug sich im Arbeitsaufwand nieder: Waren dunklere Farben gewünscht, wurden die Steine geräuchert. Allerdings fuhr die Kripper Ziegelproduktion auch unter Faßbender größere Verluste ein. Der Betrieb kam daher bereits 1930 zum Erliegen. Im selben Jahr wurde er von Emil Hofmann aufgekauft und schien sich in den folgenden Jahren wieder zu erholen. Der Zweite Weltkrieg brachte jedoch eine neue Krise für die Kripper Ziegelproduktion, der Betrieb wurde erneut gestoppt. [Anm. 4]

Die Kripper Ziegelei nach dem Zweiten Weltkrieg

Das Gelände der Kripper Ziegelei um 1950.
Der Trockenschuppen der Ziegelei, im Vordergrund die neuen Bims- und Betonprodukte.[Bild: http://www.geschichte-kripp.de/2.html]

1946 stellten die Besitzer Anträge auf Wiederinbetriebnahme der Fabrik an die französische Militärregierung. Die damaligen Besatzer lehnten diese zunächst ab – aufgrund des Kohlemangels. Die finale Entscheidung wurde vertagt. Die große Zerstörung, die der Zweite Weltkrieg mit sich gebracht hatte, kam der Kripper Ziegelei letztlich zugute: In ganz Deutschland stieg der Bedarf an Wiederaufbaumaterial, zudem galt es, die Volkswirtschaft anzukurbeln. 1950 begannen die Brennöfen zu rauchen, unter dem neuen Eigentümer Ludowici war die Ziegel- und Bimssteinproduktion in Kripp wieder angelaufen. [Anm. 5]

Das Ende der Kripper Ziegelära

Übernahme der Kripper Ziegelei durch die Beton Union Rhein-Ahr
Die ebenfalls in Kripp gegründete Beton Union Rhein-Ahr übernahm Anfang der 1960er Jahre die Kripper Ziegelei.[Bild: http://www.geschichte-kripp.de/2.html]

Ein knappes Jahrzehnt später war das Ende der Kripper Ziegelära gekommen. Lehm hatte als Grundstoff ausgedient. 1959 stellte Ludowici die Ziegelsteinproduktion ein und spezialisierte sich auf die Fertigung von Beton- und Bimsprodukten. [Anm. 6]

Anfang der 1960er übernahm die 1962 ebenfalls in Kripp gegründete Beton Union Rhein-Ahr den Betrieb. 2013 schloss sich das Unternehmen mit Westerwald-Beton zusammen. Die Gesellschaft firmierte bis ins Jahr 2017 unter TB Rheinland GmbH & Co. KG und verfügte neben ihrem Sitz in Kripp über mehrere Standorte im Westerwald, im Hunsrück, im Taunus und in der Eifel. [Anm. 7] Heute ist das Unternehmen als Dyckerhoff Beton Rheinland-Pfalz Beteiligungsgesellschaft der Dyckerhoff Beton GmbH & Co. KG und Spezialist für jegliche Betonarbeiten vom Kleinfundament bis hin zum Brückenbauwerk. [Anm. 8]

Ende der 1970er Jahre wurde mit dem Abbruch der ehemaligen Dampfziegelei begonnen. An das historische Betriebsgelände erinnert heute lediglich die Ringofenstraße im Gewerbegebiet. [Anm. 9]

Juliane Keilmann, Dezember 2020

Anmerkungen:

  1. Weis, Willy/Funk, Hildegard: Kripper Bodenschätze Lehm, Sand & Kies. In: Kripper Schriftenreihe, Band 17. Hrsg. v. Willy Weis, Hildegard Funk, Alexander Bohrer, Horst Krebs, http://www.geschichte-kripp.de/2.html (Abgerufen: 02.12.2020); Weis, Willy/Funk, Hildegard: Die Kripper Ringofenziegelei von 1898 bis 1959. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2019, Band 76, S. 109–113.; Weis, Willy/Funk, Hildegard: „Et Leimbäckerdorf Krepp". Zur Geschichte der Kripper Ziegeleien. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2003, Band 60, S. 173–175. Zurück
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  7. „Betonmischer aus Kripp unter neuer Flagge“. In: Rhein-Zeitung. Bearbeitungsstand: 01.02.2013. URL: https://www.rhein-zeitung.de/region/aus-den-lokalredaktionen/kreis-ahrweiler_artikel,-betonmischeraus-kripp-unter-neuer-flagge-_arid,548288.html (Abgerufen: 02.12.2020); Schmitt, Günther: Seit 50 Jahren kommt Beton aus Kripp. Bearbeitungsstand: 09.02.2014. URL: https://ga.de/news/wirtschaft/regional/seit-50-jahren-kommt-beton-aus-kripp_aid-41727847 (Abgerufen: 02.12.2020). Zurück
  8. Dyckerhoff GmbH: Dyckerhoff Beton Rheinland-Pfalz GmbH & Co. KG. Bearbeitungsstand: 2020. URL: https://www.dyckerhoff.com/liefergebiete/rheinland-pfalz (Abgerufen: 02.12.2020). Zurück
  9. Weis, Willy/Funk, Hildegard: Kripper Bodenschätze Lehm, Sand & Kies. In: Kripper Schriftenreihe, Band 17. Hrsg. v. Willy Weis, Hildegard Funk, Alexander Bohrer, Horst Krebs, http://www.geschichte-kripp.de/2.html; Weis, Willy/Funk, Hildegard: Die Kripper Ringofenziegelei von 1898 bis 1959. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2019, Band 76, S. 109–113; Weis, Willy/Funk, Hildegard: „Et Leimbäckerdorf Krepp". Zur Geschichte der Kripper Ziegeleien. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2003, Band 60, S. 173–175. Zurück