Fliesenwerk Sinzig

April 1870: Grundsteinlegung für die "Mosaik-Fußboden-Platten- und Thonwaarenfabrik" der F. Frings & Cie, Produktionsaufnahme

ab den 1990er Jahren: eine der vier Fabriken der Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG

Die Produktion im Fliesenwerk Sinzig um 1950.[Bild: Deutsche Steinzeug AG]

Die verkehrsgünstige Lage, das große Potenzial an Arbeitskräften und die Nähe zu Tonvorkommen mögen den Unternehmer Ferdinand Frings im Jahr 1870 bewogen haben, 27 Grundstücke mit einer Fläche von rund 30.000 Quadratmetern zum Bau einer keramischen Produktionsstätte zu erwerben. Seitdem werden dort entsprechende Erzeugnisse hergestellt wie z.B. farbenprächtig schablonierte Bodenfliesen und schon 1890 lag die Zahl der Mitarbeiter/innen bei rund 400 Personen. Ab der Wende zum 20. Jahrhundert wurden dann auch Mosaike angeboten.

Das Sinziger Fliesenwerk im 20. Jahrhundert

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs waren rund 300 Menschen beschäftigt, die Bodenfliesen und Mosaike herstellten. Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Nachfrage zurück und andere Arten wie rote Achteckfliesen kamen auf, dazu verstärkt auch geflammte Ware.

Zwischen 1933 und 1939 erlebte der Betrieb einen wirtschaftlichen Aufschwung: Die Zahl privater Baumaßnahmen nahm zu, ebenso Aufträge von Staat und Wehrmacht. Gleichzeitig zog die Wehrmacht ab Kriegsbeginn viele der 630 Mitarbeiter zum Kriegsdienst ein. Den damit einhergehenden Mangel an Arbeitskräften glichen zeitweise bis zu 129 Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter aus Frankreich, der Sowjetunion und Indien aus.

1944/45 beschädigten Fliegerangriffe auf Sinzig und die Ahrbrücke die Werksgebäude stark. Im Herbst 1944 musste die Fabrik schließen.

Ende 1945 wurde die Produktion unter provisorischen Umständen erneut aufgenommen: Erst einmal mit dem Brennen von Dachziegeln, ab Mitte 1946 startete dann auch wieder die Fertigung von Bodenfliesen beginnend mit rund 10.000 Quadratmetern monatlich. 

Das Fliesenwerk Sinzig im Jahr 2000.[Bild: Deutsche Steinzeug AG]

Entsprechend dem Aufschwung der deutschen Industrie folgte dann eine stürmische Aufwärtsentwicklung, die geprägt war vom starken Bedarf an Bodenfliesen und rasanten technischen Fortschritten bis hin zum Höhenflug von Feinsteinzeug, der Ende der 1980er Jahre begann und bis heute anhält – nicht zuletzt durch immer raffiniertere Verfahren wie dem keramischen Digitaldruck. Um einerseits die Popularität von Feinsteinzeug zu nutzen, sich aber andererseits vom Wettbewerb abzugrenzen, setzt das Werk auf Spezialisierung, z.B. in Form besonders robuster, überstarker Bodenfliesen, die sich in Supermärkten, Werkstätten oder anderen hochbeanspruchten Bereichen bewähren. Ergänzt wird das Portfolio durch dekorative Feinsteinzeug-Serien für öffentliche und private Bereiche. Mechanisierung und Digitalisierung steigerten einerseits die Produktionskapazität auf derzeit rund 4 Millionen Quadratmetern pro Jahr, andererseits sank dadurch die Zahl der Beschäftigten auf rund 220 Personen (Stand 30. Juni 2020). Ungeachtet dessen ist das Werk nach wie vor ein wichtiger Arbeitgeber in der Region, in der man tief verwurzelt ist.

 Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG, Januar 2021