Maschinenfabrik Bröhl

Verfasserin: Juliane Keilmann

Erstellt am: 11.12.2020

1885: Gründung in Brohl(-Lützing) 

Firmengründer Anton Bröhl (1865-1942).[Bild: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2015 / Werner Fußhöller (Fotos und Sammlung)]

Schon seit seinem zwölften Lebensjahr hatte Anton Bröhl von seinem Großvater Anton Büntgen das Schmiedehandwerk gelernt. Er war ein ehrgeiziger Konstrukteur und Handwerker, doch dass das von ihm 1885 im Alter von 20 Jahren gegründete Unternehmen einmal zu den wichtigsten Partnern der Weltschifffahrt gehören würde, konnte er sich damals wohl kaum vorstellen. [Anm. 1]

Zu Beginn war die "Brohler Apparate Bauanstalt" ein kleiner Handwerksbetrieb im Rheintal zwischen Bonn und Koblenz. Doch Ende des 19. Jahrhunderts, in der Phase der Hochindustrialisierung, stellten immer mehr Betriebe auf moderne maschinenbetriebene Produktion um, immer häufiger kamen Gas- und Benzinmotoren zum Einsatz – diese Entwicklung bedeutete einen Aufschwung für die Bröhl’sche Fabrik.[Anm. 2]

Gas-Motor System "Bröhl".[Bild: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2015 / Werner Fußhöller (Fotos und Sammlung)]

Unter neuem Namen produzierte die "A. Bröhl Maschinen-Motorenfabrik" nun nicht nur Gas- und Benzinmotoren, sondern erweiterte das Sortiment rasch um entsprechende Maschinen, die durch die selbst hergestellten Motoren angetrieben werden konnten. Dass der Fokus dabei auf der Rheinschifffahrt lag, war kein Zufall: Als Sohn eines "Partikulier"-Schiffers waren Anton Bröhl die schweren Hebearbeiten an Bord bekannt. So konstruierte er Motoren, die beispielsweise als Antrieb für Ankerwinden viele kraftraubende Arbeiten von nun an erleichterten. Doch Bröhls Motoren fanden auch in anderen Wirtschaftszweigen Absatz. Sie dienten unter anderem dem Antrieb sogenannter Hammer-Kräne, die im Mayener und Mendiger Grubenfeld den Basalt-Abbau erheblich modernisierten. [Anm. 3]

Die Bröhl’sche Fabrik im Ersten Weltkrieg

Werkstücke bis zu zehn Metern Länge werden auf der riesigen Drehbank bearbeitet.[Bild: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 1978 / Maschinenfabrik Bröhl GmbH in Brohl-Lützing]

Die Fabrik florierte, ihr Bekanntheitsgrad stieg. Doch der Erste Weltkrieg und die wirtschaftliche Situation in Deutschland brachten sicher auch für Bröhl erhebliche Einschnitte mit sich. Über Einzelheiten ist allerdings bisher nichts bekannt. Gesichert ist jedoch, dass der Betrieb nach dem Ersten Weltkrieg auf großes Interesse bei der amerikanischen Besatzungsmacht stieß. Vom 18. Dezember 1918 bis zum Sommer 1919 war eine US-Kompanie des 301. Engineer Regiments in Brohl stationiert. Hier fanden die Amerikaner eine gut ausgerüstete Maschinenfabrik vor, die sie besetzten und als Reparatur-Werkstatt nutzten. [Anm. 4]

Die Umgestaltung der Ruder-Anlagen im Brohler Hafen, die Produktion von Ankerwinden und der Bau von Fährschiffen bewahrten den Betrieb in den folgenden Jahren vor einem wirtschaftlichen Einbruch. Dabei kamen der Maschinenfabrik insbesondere die seit Generationen bestehenden Verbindungen zu den Schiffer-Familien zugute. [Anm. 5]

Gründer Anton Bröhl

Neben dem Erfolg seines Unternehmens fühlte sich Gründer Anton Bröhl besonders der Fürsorge für seine Familie und Mitarbeiter verpflichtet. Darüber hinaus brachte sich der Maschinenfabrikant als Mitglied im Gemeinderat und zeitweise als stellvertretender Amtsbürgermeister und Mitglied im Kreisausschuss in die örtliche Politik ein. Als "Separatisten" im November 1923 die Stadt Brohl stürmten, organisierte Anton Bröhl als Leiter des Selbstschutzes den Widerstand der Bürger. Bröhl, der als Wortführer der Bürgerversammlung Ziel des Sturms war, konnte sich ins britisch besetzte Köln retten, sein Haus wurde jedoch geplündert. [Anm. 6]

Wiederaufbau nach 1945

Bis zu seinem Tod 1942 war Anton Bröhl „Motor“ des Unternehmens. Nun übernahm sein Sohn Anton Werner Bröhl (*1899) das Unternehmen. Doch der Wiederaufbau nach 1945 gestaltete sich als schwierig: Die Rheinschifffahrt war durch die Besatzung noch weitestgehend eingestellt. Auch ein inzwischen veralteter Maschinenbestand erschwerte den Neustart. Die Wiederaufnahme der Rheinschifffahrt, ein wachsendes Transportaufkommen und die Instandsetzung im Krieg beschädigter Wasserstraßen erweckten die Maschinenfabrik in den 1950er Jahren wieder zum Leben. [Anm. 7]

Parallel dazu ging die Unternehmensleitung 1955 auf die dritte Generation der Familie über. Der junge Ingenieur und Enkel des Gründers Anton Bröhl (*1933) führte das Familienunternehmen unter dem neuen Namen "Maschinenfabrik Bröhl" fort. Sein Schwager Werner Böckler (*1927) übernahm die kaufmännische Leitung und den Vertrieb. [Anm. 8]

Bröhl erschließt neue Märkte

Anfang der 1960er Jahre beschäftigte der Schiffstechnik-Zulieferer knapp 30 Mitarbeiter. Neben der Herstellung der Maschinen wurde nun auch eine eigene Konstruktionsabteilung etabliert und 1964/65 der Hochsee- und Tank-Schiffbau als neuer Markt erschlossen. Damit belieferte die Bröhl’sche Fabrik nicht mehr nur Schiffswerften im europäischen Ausland, sondern auch in Übersee, beispielsweise in Brasilien. [Anm. 9] Die große Nachfrage erforderte 1971 mit dem Bau eines zweiten Werks im Brohltal eine Erweiterung des Fabrikgeländes. Auch die Belegschaft wuchs auf 140 Mitarbeiter. [Anm. 10]

Halbtauchende Offshore-Wohnplattform für bis zu 600 Personen.[Bild: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2015 / Werner Fußhöller (Fotos und Sammlung)]

2014 war das Unternehmen auf 160 Mitarbeiter an mittlerweile drei Standorten (Brohl I, Brohltal II und Rheinbrohl III) angewachsen. Unter der Geschäftsführung von Thomas Böckler (*1955), dem Urenkel des Gründers, hat sich das Unternehmen neben der Ausrüstung von Handelsschiffen besonders im Offshore-Bereich bei der Rohstoffgewinnung an Küsten neu behauptet und zu einem Global Player entwickelt. [Anm. 11] 

Das Unternehmen gerät in Schieflage

Aufgrund der zwischen 2014 und 2016 sinkenden Ölpreise geriet das Unternehmen allerdings in Schieflage. Zu stark hatte die Bröhl’sche Fabrik auf den Bedarf des Offshore-Sektors gesetzt. Nach 133 Jahren musste Bröhl schließlich im Mai 2018 Insolvenz anmelden. Da sich zunächst kein Investor fand, wurden 80 der 140 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zum 1. August 2018 entlassen. [Anm. 12]

Ende Oktober 2018 kündigte die Siebenhaar Antriebstechnik GmbH an, die Bröhl’sche Fabrik zu erwerben und damit vor dem endgültigen Aus zu bewahren. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Kassel war zuvor Zulieferer von Bröhl gewesen und ist auf Seilwinden sowie Dreh- und Schwenkwerke spezialisiert. Siebenhaar übernahm zwei der drei Bröhl’schen Werke, wodurch 30 bis 40 Arbeitnehmer ihre Stelle am Standort erhalten konnten. Das neue Unternehmen firmiert nun unter dem Namen „Bröhl Offshore und Marinetechnik“. [Anm. 13] 

Anmerkungen:

  1. Fußhöller, Werner: Maschinenfabrik Bröhl seit 1884 in Brohl. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2015, Band 72 , S. 55–59; BRÖHL Offshore- und Marinetechnik: BRÖHL – Schwerlastwinden für Schiffbau, Offshore und Werft Technologie. Bearbeitungsstand: 2020. URL: https://www.broehl.com/de/unternehmen/historie/ (Abgerufen: 07.12.2020). Zurück
  2. Ebd.; Kresse, Rainer: Partner der internationalen Schifffahrt: Maschinenfabrik Bröhl GmbH in Brohl-Lützing. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1978, Band 34., S. 122–124. URL: https://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1978/hjb1978.34.htm (Abgerufen: 07.12.2020). Zurück
  3. BRÖHL Offshore- und Marinetechnik, BRÖHL; Kresse, Maschinenfabrik Bröhl. Zurück
  4. Kresse, Maschinenfabrik Bröhl. Zurück
  5. Ebd. Zurück
  6. Ebd.; Dietz, Wolfgang: Die Brohler Ereignisse des 8. und 9. November 1923 und ihre Hintergründe, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1987, Band 44, S. 121–123. Zurück
  7. Fußhöller, Maschinenfabrik Bröhl. Zurück
  8. Ebd; BRÖHL Offshore- und Marinetechnik, BRÖHL. Zurück
  9. Fußhöller, Maschinenfabrik Bröhl.; Kresse, Maschinenfabrik Bröhl. Zurück
  10. Ebd. Zurück
  11. Ebd; BRÖHL Offshore- und Marinetechnik, BRÖHL. Zurück
  12. dhpg: Siebenhaar Antriebstechnik erwirbt Schiffs- und Offshore-Ausrüster BRÖHL. Bearbeitungs-stand: 24.10.2018. URL: https://www.dhpg.de/de/unternehmen/pressemeldungen/detail/siebenhaar-antriebstechnik-erwirbt-schiffs-und-offshore-ausruester-broehl/ (Aufgerufen: 07.12.2020); Lindner, Jan: 140 Mitarbeiter an drei Standorten betroffen: Brohler Firma Bröhl meldet Insolvenz an. In: Rhein-Zeitung. Bearbeitungsstand: 18.05.2018. URL: https://www.rhein-zeitung.de/region/aus-den-lokalredaktionen/kreis-ahrweiler_artikel,-140-mitarbeiter-an-drei-standorten-betroffen-brohler-firma-broehl-meldet-insolvenz-an-_arid,1815885.html (Aufgerufen: 07.12.2020). Zurück
  13. dhpg: Siebenhaar Antriebstechnik erwirbt Schiffs- und Offshore-Ausrüster BRÖHL. Bearbeitungsstand: 24.10.2018. URL: https://www.dhpg.de/de/unternehmen/pressemeldungen/detail/siebenhaar-antriebstechnik-erwirbt-schiffs-und-offshore-ausruester-broehl/ (Aufgerufen: 07.12.2020); "Hoffnung: Firma aus Kassel kauft insolvente Bröhl GmbH". In: Rhein-Zeitung. Bearbeitungsstand: 24.10.2018. URL: https://www.rhein-zeitung.de/region/aus-den-lokalredaktionen/kreis-ahrweiler_artikel,-hoffnung-firma-aus-kassel-kauft-insolvente-broehl-gmbh-_arid,1887657.html (Abgerufen: 07.12.2020). Zurück